Kategorie: "Dunkelkammer"
Lukas hat sie (fast) fertig: Seine automatische Schmalfilm-Entwicklungsmaschine im Eigenbau.
Selten hat mich etwas so begeisert wie diese Maschine -- im Kopf schon oft erdacht, aber das Genie und die Beharrlichkeit zur Umsetzung muss man erstmal aufbringen.
Chapeau, Lukas. Ich bin zutiefst beeindruckt.
Dunkelkammerkniffe: Automatische Wässerungseinrichtung
7. Mai, 2009Fotopapier (insbesondere Baryt) richtig und einigermaßen wassersparend zu wässern ist gar nicht so einfach. Leider sind professionelle Wässerungsküvetten immernoch fast unbezahlbar. Also: Selberbauen!
Mit einfachster Physik stellt man sicher, dass der Wasserstand nie zu hoch oder zu tief ist, man viel Wasser spart, Fixierer schnellstmöglich loswird, die Abzüge schont und so schnell zu archivfesten Ergebnissen kommt.
Man braucht dafür
- Eine grosse, tiefe Wanne, zum Beispiel aus Kunststoff
- Ein Rohr, z.B. aus Aluminium, 8mm Durchmesser oder so.
- Silikon zum abdichten
- Einen alten Geschirrtrockenständer o.ä. zum Halten der Abzüge
- Etwas Geschick und Bastellust
Knackpunkt beim Wässern ist, daß der Fixierer schwerer als Wasser ist und somit im Bad nach unten sackt. Füllt man also immer oben Wasser nach, bringt das gar nichts. Das gesamte Wasser zu wechseln ist Verschwendung, teuer, aufwendig und programmiert Kratzer und zusammenklebende Abzüge.
Also: Wir saugen das Wasser von unten ab!
Schlüssel fürs Loswerden des Fixierers ist Rohr A. Anders als im Bild sollte es den ganzen Boden der Schale bedecken, zum Beispiel als Spirale oder mehrfaches S geformt. Es hat nach unten hin lauter kleine Löcher, die gern auch direkt auf dem Wannenboden liegen dürfen. Am Ende ist es verschlossen.
Füllt man die Wanne nun mit Wasser, läuft so lange nichts ab, bis der Wasserstand etwas über der "MIN" Marke steht. Ab hier reicht der Druck, um Fixierer-reiches Wasser durch die kleinen Löcher durch Rohr A aus der Wanne zu drücken. Dreht man den Wasserhahn zu stark auf, ist Rohr B ein Überlauf zum Verhindern von Sauereien.
Der Pegel-regulierende Bogen von Rohr A lässt sich prima am Wannenrand unterbringen, um so keinen Platz zu verschenken. Rohr B kann man auch doppelt ausführen, wenn man ganz sicher sein will. Auch ein seitlicher Auslass für das kontaminierte Wasser ist denkbar, wenn man die Wanne auf den Tisch stellen will.
Die zu wässernden Abzüge stellt man am besten in eine Haltevorrichtung, die auf dem Bodenteil von Rohr A oder etwas darüber fixiert ist. Die Abzüge brauchen dann auch gar nicht mehr viel Bewegung, da ein ständiges Konzentrationsgefälle rund um die Abzüge sichergestellt ist.
Ach ja: Der Abstand zwischen MIN und MAX sollte mindestens 2cm betragen, wenn möglich mehr. Der Bogen von Rohr A darf also nicht bis zum Wannenrand reichen, sonst reicht der Druck nicht für eine vernünftige "Absaugung". Analog dazu sollten die zu wässernden Abzüge nicht höher sein als MIN, sonst könnten sie bei zu wenig Wasserzufuhr aus dem Wasser herausragen.
Ach ja: Füllt man das Rohr mit Sand, lässt es sich biegen ohne zu knicken.
Dunkelkammerkniffe: Wir basteln uns Farbfilter
6. Mai, 2009Es ist nicht zwingend ein Dunkelkammerkniff, aber man kann ihn dort umsetzen und auch benutzen. Zum Beispiel, wenn man Filterfolien für Variocontrastpapier braucht und keine hat.
Prima sind Farbfilterfolien auch vorm Blitz zu verwenden, oder mit Tesakrepp vorm Objektiv befestigt (ggf. auch nur halb, um zum Beispiel den Himmel einzufärben).
Was braucht man?
- Irgendeine Mittelformatkamera, mindestens 6x6, ggf. geliehen. 6x9 ist ideal wenn man Farbfilter für große Blitze bauen will -- jede alte Balgenquetsche vom Flohmarkt reicht hier.
- Ein paar Dia-Rollfilme
- Computer mit Display oder Notebook
Und so gehts:
- Die Kamera mit Stativ vorm DIsplay aufbauen, so, dass es das ganze Bildfeld ausleuchtet. So unscharf wie möglich stellen (also 'unenedlich' oder so), wir wollen keine DIsplaystrukturen erkennen.
- Die Kamera für minimale Vigenttierung zwei Stufen abblenden
- Nun mit irgendeinem Malprogramm den kompletten Bildschirm einfärben
- Eine Belichungsreihe machen (je eine Stufe unter- und überbelichten)
- Farbe wechseln, bis der Film voll ist
- Den Film normal als Diafilim entwickeln (oder entwickeln lassen. Kostet bei der Drogerie des Vertrauens auch nicht mehr als ein Kleinbild-Diafilm.)
Die fertig entwickelten FIlter kann man sich entweder rahmen oder in Pergamintaschen aufbewahren (platzsparender). Natürlich lassen sich auch super Verläufe und Vignetten herstellen.
Die optische Qualität ist natürlich nicht die eines vergüteten Glasfilters, aber zum experimentieren allemal gut genug. Und Licht (Blitzlicht!) einfärben geht uneingeschränkt gut damit.
Dunkelkammerkniffe: Tonung mit Tee und Kaffee
6. Mai, 2009Jeder kennt den guten alten Chamois-Look aus dem Fotoalbum der Großeltern. Leider ist solch Elfenbein-gefärbtes Fotopapier kaum noch zu bekommen, heute stehen die meisten wohl auf kaltestes Neutralweiss, am besten noch mit optischen Aufhellern. Ja, für Architektur und Street wirkt das gut, wenn man aber Nostalgie will, heisst es tonen!
Und das geht ganz einfach, auch ohne nach Schwefel stinkende Triponal-Toner und anderes teures Zeug. Der Trick: Man koche sich einen Liter sehr kräftigen, schwarzen Tee oder Kaffee.
In diesen legt man die fertig entwickelten, am besten schon getrockneten Abzüge nun für ein paar Minuten und bewegt sie ab und zu hin- und her. Dann ganz kurz abspülen (nur gegen den Geruch) und trocknen -- fertig! Bei Bedarf kann man den Vorgang einfach wiederholen.
Baryt-Papier färbt sich übrigens ungleich stärker und besser als PE-Papier, aber mit etwas stärkerem Tee gehts auch mit PE.
Jedes Fotopapier reagiert ein bisschen anders, auch jeder Tee färbt anders. Meiner Erfahrung nach wird Kaffee brauner, Tee gelblicher. Eine Vorbehandlung in starkem Hagebuttentee suggereirt später leichten Röteleffekt.
Am Besten wirkt der Effekt naürlich mit Warmton-Entwickler (z.B. Centrabrom) oder zusammen mit "echt" getonten Bildschwärzen. Auch Farbabzüge lassen sich so ganz wunderbar nostalgisch machen.
Dunkelkammerkniffe: Was mach ich nur mit den letzten 15 Bildern dieses Filmes?
6. Mai, 2009Jeder analog photographierende kennt das: der Film wird nicht voll. Das Licht ist schon weg, man müsste da ab jetzt pushen, aber 20 Bilder sind ja schon normal belichtet. Und eigentlich wäre ja jetzt auch Farbfilm viel besser, für den Termin morgen.
Es gibt zwei einfache Lösungen.
Man spult zurück und belichtet die letzten Frames irgendwann später. Bei der EOS kann man das Filmende rausgucken lassen, bei Kameras mit Rückspulkurbeln per Ohr auf das Aushaken vom Aufwickelkern lauern, ggf. einfach einen Filmrückholer benutzen. Da ich nie einen Edding dabei habe, markiere ich mir den Bildzählerstand immer mit einem deutlichen Knick nach der entsprechende Zahl Perforationslöcher. Ein Film der bei Bild 14 war, wird bei Loch 14 geknickt. (Eventuelle Push- oder sonstwelche Notizen kann man sich auf die Filmlasche schreiben oder ggf. mit dem Hausschlüssel in die Patrone kratzen, wenn man mit Stiften so chronisch unterbestückt ist wie ich...)
Soll der Film dann später voll gemacht werden, legt man ihn wieder ein, setzt den Objektivdeckel auf und macht mit f=22 und 1/2000 einfach entsprechend viele Bilder. Oder eins mehr, um keine Überlappung zu riskieren.- Noch viel besser: Man nimmt die Kamera mit in die dunkle Dunkelkammer, öffnet sie und schneidet den Film genau dort durch, wo das nächste Bild vorlag. Den belichteten Teil zieht man nun vorsichtig (und unbedingt sehr langsam) aus der Kamera und tut ihn direkt auf eine Entwicklungsspule und diese in die Dose.
Licht an, neue Filmzunge schnipseln, verbleibende Bilder auf dem Film notieren, fertig. Die Kamera ist wieder frei und der Teilfilm kann sofort entwickelt werden. manchmal mach ich das schon nach vier oder fünf Bildern, wenn ich neugierig bin.
Da mit dem laaaaaangsam rausziehen ist übrigens v.a. bei Kameras mit Motor wichtig, da man durch ein schnelles externes Drehen des Motors die Elektronik zerstören könnte. Bei Kurbelkameras muss man natürlich beim Ziehen den Rückspulknopf drücken.