Meine Autohistorie
Ein Auto zu besitzen bedeutet mehr Freiheit zu haben. Mehr Freiheit zu haben ist schön. Autofahren macht aber auch Spaß, Autos und Ihre Technik ebenso.
Das merkt man vor allem beim ersten Oldtimer -- denn in früheren Zeiten war aktives Fahren müssen (oder viel mehr dürfen) einfach noch üblich und notwendig. Ich empfehle jedem von Technik begeisterten Menschen, sich wenn irgend möglich auf das Abenteuer eines alten, vorzugsweise italienischen Autos einzulassen. Es lohnt sich nämlich: Man erhät eine nutzbare Wertanlage, ein faszinierendes Stück Technik, Geschichte und irgendwie auch ein Stück Zeitmaschine.
Mein erstes Auto war noch keine Zeitmaschine, aber hat das Popometer sensibilisiert:
VW Jetta GL (1980?)
Wenn Kinder ein Auto malen, hat es ziemlich genau die Form eines VW Jetta I. Kantig und eckig, Stufenheck. Ich bekam "Jutta" 1994 großzügig von einer Großtante überlassen. Das war super zum üben und sicher werden, und ausserdem irgendwie auch ein bischen die erste eigene Wohnung. :-)
Ich kaufte bei Metzen AUfkleber zum Kilopreis und verzierte das in waldgrün-metallic und beiges Velours gehaltene Gefährt u.a. mit BMW-Ralleystreifen und einer riesigen "Hier gibts Erdbeerkuchen!" Lachbeere auf der Motorhaube.
Irgendwann um 1996 wurde ich dann heiß auf den ersten Italiener und überließ die schon etwas gebeutelte Schese dann meinem Freund Hannes. Der fuhr sie (bald mit neuen goldenen Kotflügeln) noch eine ganze Weile und gab sie dann selber nochmal weiter... ob sie noch lebt ist mir nicht bekannt, eher wohl nicht.
Leider habe ich von meinem Auto kein einziges Foto (gefunden), deshalb hier nur exemplarische Bilder. Mein Modell hatte neben den Aufklebern ein Wand-W611 an der Mittelkonsole und große Wohnzimmer-Lautsprecher im hinteren Fußraum liegen.
Autobianchi A112 Junior
Als nächstes (wohl 1996) brachte mir mein mich hervorragend beratender Bruder des Nachts aus Aachen kommend für ne Kiste Bier einen Autobianchi. Das Ding war ein echtes Go-Cart, in keinem anderen Auto habe ich mich bei 60 km/h so schnell gefühlt und mit dem Knie den Blinker betätigen können.
Leider war es kein Abarth, aber auch der Junior mit seinem winzigen Motor und winzigen Gewicht war einfach spitze, außem hatte er ein (völlig undichtes) Faltdach. An diesem Auto habe ich auch echt Basteln gelernt. Der Auspuuff war verrottet, die Batterie hin, das Schloss fehlte, Anlassen war große Glücksache, er zog tierisch nach rechts... ein großer Spass.
Dieser geliebte und wirklich agile Kleinstwagen hat klaglos fünf Leute und ein Cello mit Kasten transportiert. Wohl gegen Ende 1997 dann hupte es immer beim rechts-lenken, die Scheibenwischer waren hin und starten ging nur noch mit simultanem Einsprühen von Alkohol (durch einen Schlauch in der Lüftung) direkt in die Drosselklappe. Er wurde schliesslich nachts bei überfrierender Nässe und strömendem Regen heim nach Aachen gebracht, wo er einem befreundeten Motorradfahrer noch lange als skurriles Wintermobil diente.
Alfa Romeo Giulia 1600 Supernuova
Kurz zuvor habe ich nämlich meine erste Giulia bekommen. Wieder sehr kantig und etwas an den Lada Nova erinnernd hat dieses Traumauto mich unheilbar mit dem Virus Alfa infiziert.
Eine Giulia ist und bleibt das Größte, und es muss wirklich kein Bertone sein. Technik, Fahrwerk und Fahrspaß sind hier absolut gleichwertig. Mein Modell war die späte Version ohne Knochenheck und vier gleichgroßen Scheinwerfern vorne. Im Blech sehr schlecht, waren Motor und Getriebe noch perfekt in Schuss und haben unbeschreiblichen Spaß gemacht.
Die Giulia ist einfach ein perfektes Auto für Oldtimer-Einsteiger. Maximaler Spaß gutes Tempo, solide Leistung, simple, ausgereifte Technik und Erstzteile günstig und sehr leicht zu finden. Dabei verbrauchen sie nicht übermäßig viel, schlucken bleifrei und sind ziemlich günstig und wertstabil.
Auch hier habe ich leider wieder nur ein dieses einzige Foto. Zur Entstehungsgeschichte (morgens gegen 5 Uhr) hier demnächst vielleicht mehr. :-)
Alfa Romeo 156 2.5 V24
Anfang 1998 bekam ich meinen ersten Firmenwagen, einen 156 der ersten Generation mit dem bewährten 6-Zylinder aus dem 164.
Das war also mein erster aktueller Alfa -- leider eine VÖLLIG andere Liga als die Oldtimer, aber immernoch sehr sportliche Autos mit viel Feedback, die zu aktivem Fahren motivieren und einfach viel Freude bereiten.
Sehr gut ist mir vor allem das hervorragend gestufte Getriebe in Erinnerung, das ideal zum Motor passte und sich wunderbar schalten liess.
Alfa Romeo Giulietta Spider Veloce 1600, Rohkarosserie
Ebenfalls Anfang 1998 kaufte ich günstig einen seit Jahren abgemeldeten, 1983 aus Amerika nach Bremerhafen re-importierten Alfa Romeo Giulietta Spider Veloce, später kam noch ein "nahezu gleiches" zweites Wrack als Teilespender dazu.
Bis ich damit fahren konnte, sollten allerdings noch einige Jahre ins Land gehen... siehe unten. :-)
Dieses Auto macht mit jedem gefahrenen Kilometer mehr Spaß und es ist unfassbar wie exakt man dieses Auto kennen und schätzen lernt, wenn man es fährt. Mehr Seele kann ein Auto garnicht haben.
Fahrspaß pur.
Alfa Romeo 147 2.0 Selespeed
Anfang 2001 lief der Leasingvertrag des 156 aus, und ich machte einen Fehler -- der 147 2.0 Selespeed wurde der nächste Alltags-Alfa.
Die Lenkradwippen sind auf jeden Fall deutlich besser als eine Automatik, aber insgesamt doch eher nervig, vor allem wegen der doch immer irgendwie zu langen Schaltzeiten. Gut gefallen hat mir der beschleunigungs-adaptive City-Modus, mit dem man nach einiger Übung allein durch entsprechende Beschelunigung des Gaspedals den Schaltpunkt gut vorbestimmen kann.
Aber wozu das alles? Schnickschnack. Absurd auch, wie Tempomat-Resume und City-Mode miteinander kämpfen, da ist wirklich schlecht abgestimmt worden. Und über die absurden Elektronikfehler will ich garnicht reden :-)
Alfa Romeo Giulietta Spider Veloce 1600, voll fahrbereit
Vier Jahre nach Erwerb und umfangreicher Restaurantion war die Giulietta dann ein echtes Schmuckstück und eine wunderbare Beziehung begann.
Das Auto ist nicht überrestauriert, man sieht hier und da etwas Patina. Technisch ist sie allerdings in hervorragendem Zustand, so als käme sie gerade aus dem Werk in Milano.
Sie war allein über ein Jahr beim Karosseriebauer, der die Teile der doch sehr unterschiedlich ausgefallenen Karosserien passend machte, umfangreiche Schweissarbeiten machte und das ganze am Ende noch handverzinnte.
Fehlende Teile (wie der seltene Luftfilterkasten) wurden aus dem vollen nachgearbeitet, und jedes technische Detail wurde in größtmöglicher Qualität zumgesetzt. Lediglicher der Sattler hat gepfuscht -- an Zierteilen, Interieur und Verdeck werde ich mich also irgendwann nochmal austoben können...
Alfa Romeo 147 GTA 3.2 V24
2003 kam wieder ein Leasingnachfolger: Der lange nur angekündigte GTA.
Auch hier habe ich wieder ein sehr frühes Vorführmodell, das leichte Probleme mit den Querlenkern hatte. Trotzdem ist dies der definitiv beste neue Alfa, den man kaufen kann.
Verblüffend ist vorallem, was das komplett neu entwickelte Fahrwerk an Kraft problemlos auf die Straße bringt -- der GTA schafft hier locker das doppelte gegenüber dem ständig durchdrehenden 147 2.0.
Der GTA macht Monsterspaß und ist ein wirklich toll abgestimmtes, hochwertig verarbeitetes Auto zu einem wirklich guten Preis. Dafür hat er einen unfassbar großen Wendekreis und schluckt ziemlich tapfer.