Kategorie: "Super 8"
Dagie did it: Spiralize it!
3. August, 2010Spiralize it! from Dagie Brundert on Vimeo.
Dagie Brundert hat den Meta-Entwicklungsfilm entwickelt. Na gut, nicht ganz, denn sie nahm K40, aber den Film den man gerade entwickelt kann man ja auch nicht zugleich in der Kamera haben. Auf jeden Fall ein sehr schönes Howto, dass auch zu meinem Entwicklungsrohr passt (auch wenn das keine Froschgeräusche macht).
UNd ich mach mir jetzt ne Weißweinschorle.
Mein neuer alter Freund. Testergebnis Ektachrome 100D
21. Juli, 2010Wunderschön ist sie, die neue gelbe Schachtel. Sie macht echtes Retro-Kodak-Gefühl und lässt das Herz des eingefleischten (Wittner) 100D-Fans erwartungsvoll hüpfen.
Also flugs die gerade erhaltene Test-Kassette (B-Spur des DS8-Rohlings) ausgepackt und nacheinander in folgenden Kameras getestet:
- 310xl
- 310xl (andereKamera,gleichesModell)
- Nizo 4080
- Agfa Movexoom 10
- Nizo 801 Macro
- Nikon R10
- Leicina Super RT1
Rutschgefahr
Die erste Erkenntnis wird schon während des Filmens klar: Super-8-Kameras brauchen Wartung... oder die neue geht doch noch geringfügig zu schwer. Die erste Canon 310xl verschluckt sich nach ein paar Metern und fängt an zu spotzen, einen testweise quasi- parallel durchgezogenen Wittnerchrome 100D transportierte sie ohne Probleme. In der Nizo 4080 transportiert die neue Kassette überhaupt nicht, die streikte aber auch schon des öfteren mit dem 64T und Wittners 100D... die Rutschkupplung hat wohl nicht mehr genügend Friktion. In allen anderen Kameras lief die neue aber anstandslos durch, selbst (testweise in der zweiten 310xl) mit nicht mehr wirklich frischen Batterien.
Sehschwäche
Noch eine zweite Erkenntnis zeichnet sich schon während des Filmens ab: Meine (beide eher selten benutzten) Agfa Movexoom 10 und Leicina Super RT1 haben offenbar ernsthaft dejustierte Belichtungsmesser. Beide belichten die neue Kasette um ca. zwei bis drei Blenden zu knapp. Ob das am Empfindlichkeitskerbenabtaster der Kamera, einer grenzwertig passgenauen Kerbe an der Kassette oder einfach am Zahn der Zeit liegt, bleibt noch gegenzutesten – ich gehe aber davon aus, dass es an meinen Kameras liegt. Einen Kodachrome K40 belichteten sie vor drei Jahren noch korrekt bis knapp, es scheint also vor allem die Linearität (und damit der Messbereich für empfindlichere Filme) eingebrochen zu sein. Hier hilft nur der Service.
Die Canon 310xl belichtet den neuen übrigens absolut perfekt. Die Einzelbilder sind perfekt durchgezeichnet und haben selbst in schwierigen, dynamischen Lichtsituationen saftig akzentuierte Schatten und fein strukturierte Lichter. Es ist somit davon auszugehen, dass der 100D in keiner Kamera Probleme machen wird, die 160 ASA-Kerben erkennt – und welche tut das nicht? Fürchtet man unterbelichtete Bilder, drückt (bzw. zieht) man einfach die Gegenlichttaste und belichtet das Material nicht eine halbe Blende unter, sondern über. Beides verträgt der 100D ohne Murren und sichtbare Einbußen.
Selbst eine schwierige Mischlichsituation meistert der E100D. Das (unbearbeitete) Bild ist von den hellen Fenstern bis in die Schatten sauber durchgezeichnet.
Die Nizo 801M und die Nikon R10 mit ihren feinfühligeren ASA-Abtastern belichten das neue Material natürlich gewohnt perfekt, ihre Fähigkeit hierzu haben sie bei mir schon oft an Wittners Vorgängermaterial bewiesen.
Barrierefreier Farbraum
Das beeindruckendste am neuen Ektachrome 100D ist, wie auch schon bei Wittners Vorgänger, sein unermesslicher Farbraum bei enormer Farbtreue. Anders als der Velvia "kann er nicht nur bunt" und übersättigt alles, sondern stellt ein so erhebliches Farbspektrum natürlich dar, dass die natürliche Buntheit des Gefilmten absolut authentisch wiedergegeben wird. Der Farbraum ist so beachtlich, dass ich einige besonders vielfarbige Einzelbilder mit meiner frisch farbkalibrierten EOS 5Dmk2 und Apo-Repro-Objektiv selbst bei 5500°K Licht und ISO 200 nicht reproduzieren kann, ohne in zumindest einem Kanal ein Clippen zu bewirken. Ihr Sensor erfasst bei ISO 200 knapp 13 Blenden Dynamik, das entspricht einem Kontrastumfang von ca. 1:8000, und selbst das wird vom neuen Kodak- Material teilweise überboten.
Der Rot-Farbraum des Ektachrome 100D ist so groß, daß selbst eine hochwertige digitale Spiegelreflexkamera ihn beschneiden muss... will sie nicht Details in grün und blau opfern. Das wird für Film- Abtastdienste noch eine Herausforderung. Eine echte Projektion des Originals kennt solche Probleme natürlich nicht.
Dieser riesige Farbraum bewirkt eine fantastische Lebendigkeit und Natürlichkeit des Filmbildes, wie ein K40 sie nie erreicht hat. Beim projizieren mit einer hellen Lampe und einer guten Leinwand kommt echtes Kinogefühl auf. Die Bilder atmen – gänzlich ohne Nachbearbeitung – eine Präsenz und Authentizität, die kaum ein digitales Medium dieser Zeit zu speichern oder wiederzugeben wiederzugeben vermag.
Der vermeintliche Nachteil dieser Stärke betrifft nur die Telecine: Selbst moderne HD- Abtaster scheinen mit der enormen Dynamik des Materials noch nicht gut zurecht zu kommen. Gegenüber dem projizierten Original sind die von Screenshot aus Berlin erhaltenen MPEG4-Dateien zwar in 720p HD, aber durchweg zu hart, übersättigt und von zugelaufene Schatten und ausgefressenen, hellblau verschleierten Lichtern gekennzeichnet. Es bleibt also sehr zu hoffen, dass die Abtastdienste ihre Geräte bald fit für das neue Material machen und der Dynamik Herr werden. Ein Mehrfachscanverfahren zur Dynamikkompression könnte hier ein vielversprechender Ansatz werden.
Der HD-Abtaster (rechts) war hier offenbar überfordert: Die Hosenbeine saufen vollständig ab, die Lichter sind blau belegt. Die DSLR-Reproduktion links zeigt, was wirklich in den Filmbildern zu sehen ist.
Aufs Korn genommen
Auch beim Korn überrascht der neue Standardfilm nur den, der die Vorgänger von Wittner oder Pro8mm noch nicht kannte: Es ist beispielhaft und erinnert manchmal fast an 16mm Material. Der Ektachrome 64T hatte eine blauempfindliche Schicht, die für seine Kunstlichtabstimmung auf fast 400 ASA sensibilisiert war. Deren Korn trat oft hässlich hervor und konnte auch mit raffinierten chemischen Tricks nur in Maßen besänftigt werden.
Das Korn des Neuen hingegen ist gleichmässig, sehr fein, schön strukturiert und sehr viel mehr in der Luminanz als in den Farben sichtbar. So deutlich wie in der Makroaufnahme ist es in der Projektion niemals sichtbar, durch den schnellen Bildwechsel und seine chaotische Struktur wird die Struktur unerkennbar und unterstreicht eher noch die Lebendigkeit des Films.
Beim Scharfrichter
Das enorme Auflösungsvermögen und die knackige Schärfe des neuen Materials kommen erst zur Geltung, wenn man ein ausgewachsenes Objektiv (wie das der Nikon oder Nizo) auf die "förderliche Blende" bringt, also ca. zwei Stufen abblendet. Hier ist die Schärfeleistung am höchsten. Der Lichtsammler der Canon 310xl ist zwar bemerkenswert lichtstark, aber selbst abgeblendet nicht sonderlich scharf – dafür wiegt er aber auch nur ein Drittel so viel wie seine großen Brüder. Der E100D zeichnet so fein, dass selbst das Projektionsobjektiv einen sichtbaren Unterscheid macht. Das 1:1,1er Schneider Kreuznach Xenovaron MC meines Bauer t610 liefert – exakt fokussiert – eine klar höhere Auflösung als sein alter Bruder mit 1:1,3 Lichtstärke und Kunststofffassung aus dem Noris 100. Ohne Siemensstern und Fadenzähler bemüht zu haben: Die subjektiv wahrgenommene Schärfeleistung des Neuen ist selbst im direkten Vergleich mit K40-Material ungewohnt hoch. Auch hier bin ich wieder sehr an 16mm Ergebnisse erinnert, wenn auch natürlich nicht unbedingt an die eines K25.
[Selbst die feinen Strickleiterseile in 20m Entfernung sind scharf zu erkennen.]
Fazit
Ektachrome 100D ist durch die Konfektionierung bei Kodak nicht nur bezahlbarer geworden, er ist auch in nahezu allen Disziplinen besser als der E64T, sein betagter Vorgänger aus dem 35mm-Lager für die Fotostudios der 90er. Kodak hat hier – etwas verspätet – einen neuen Standardfilm auf den Markt gebracht, der diese Bezeichnung auch verdient. Die Tungstensensibilisierung und die verhältnismäßig niedrige Empfindlichkeit des Kodachrome K40 als Eigenschaften zu opfern führt im Endeffekt zu einem für uns Verbraucher wesentlich attraktiveren Gesamtergebnis, als genau diesen beiden "Vorzügen" auf Gedeih und Verderb nachzueifern und ein mäßiges Gesamtergebnis zu liefern. Mit dem E64T bin ich nie wirklich glücklich geworden, er blieb immer eine Krücke. Der Velvia 50D bleibt ob seiner Sättigung ein Spezialist für besondere Bildsprache. Der 100D aber unterstreicht und fördert vorzüglich all das, was Schmalfilm für mich ausmacht: Eine hohe Natürlichkeit, einen ungemein ästhetischen Analoglook, hohe Universalität, große Gutmütigkeit bei Belichtung und Farbtemperaturen und Bezahlbarkeit.
Ich kann nur jedem raten, schnell ein 10er Pack zu ordern, eine Kassette als Testfilm für die Lieblingskamera zu opfern und sich dann endlich wieder ganz dem Filmen hingeben zu können, ohne Angst vor einem unerwarteten Ergebnis haben zu müssen. So macht Filmen wieder Spaß.
Wie Film entsteht
17. Juli, 2010Eine super-tolle Dokumentation von 1958 die liebevoll erklärt, wie Film gegossen, geschnitten und verpackt wird. Ähmm, wurde. Heute sind da bestimmt ein paar wenige Haubenmenschen involviert.
Stabilisierung des Bleichbads für SW-Umkehr-Entwicklung
1. Juli, 2010Vielen Dank an Christos Dassios für einen wunderbaren Trick: Wer Super-8 SW-Material selbst verarbeitet (also umkehrentwickelt), kennt das Problem des Bleichbades. An Kaliumdichromat kommt man schwerlich ran (was gute Gründe hat), und die nun üblichen Bleichen auf Kaliumpermanganat-Basis sind leider sehr instabil. Er fand die Lösung für die Lösung!
Angeregt von zwei ehemaligen AGFA-Jungs aus Köln unternahm ich folgende Versuche und wurde mit sensationellen Ergebnissen belohnt: Zur Stabilisierung der Bleichbadlsg., bei gleichzeitiger Verzögerung der Braunsteinbildung ohne Beeinträchtigung der Bleichwirkung, empfiehlt sich die Hinzugabe von kondensierten Phosphaten (Pufferung). Ich verwende für einen Liter Bleichbad:
- 700ml destilliertes Wasser
- 20g M19 (Natriumkaliumhexametaphosphat) bzw. Calgon-Photo
- 2g Kaliumpermanganat
- 40,5ml 15%ige Schwefelsäure
- auffüllen auf 1000ml (pH 1,4-1,6)
Hält seeeeeeehr lange, bleicht super, schön ergiebig und kostet fast nix!
Nachtrag: Das ganzelässt sich übrigens auch detailliert als Patent EP 1006408 B1 nachlesen.
Zurück das Ganze. Ein Filmprojekt
10. Dezember, 2009[Diesen Artikel habe ich für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift schmalfilm geschrieben, daher so länglich...]
Irgendwann einmal fand ich in einem bei Ebay erstandenen Film-Konvolut einen offenbar nicht zurückgespulten Film. Die Perforation befand sich auf der falschen Seite. Etwas verwundert drehte ich ihn einfach um 180° und ließ ihn zum Sichten durch den Projektor laufen. Was ich dabei sah stand Kopf und lief rückwärts. In diesem Moment entstand die Idee: Ich werde einen Film rückwärts drehen.
Wie das?
Nur wenige Filmkameras erlauben echtes Rückwärtsfilmen. Meine Nikon R10 kann es nur in der Kassettenmitte und nur für kurze, einzelne Szenen, eine vernünftige Single-8-Kamera besitze ich nicht, und die Bolex H16 sieht es auch nicht vor.
Stellt man sich aber einen kurzen Streifen Film vor, dessen Einzelbilder von oben nach unten verlaufen, so kann man sich leicht vorstellen, was passiert, wenn man den Streifen um die horizontale Achse wendet: Die Handlung läuft rückwärts, alle Bilder stehen aber auf dem Kopf.