Super 8 Entwicklungsmaschine aus HT-Abwasserrohren selber bauen
(Now available in english!)
(¡Disponible ya en español!)
Super8, selbstgemacht
Das Selbstentwickeln von Super 8 Filmen macht Spaß, bringt meistens tolle Ergebnisse und spart ausserdem gehörig Kosten. Wie das jeder selber machen kann, möchte ich hier beschreiben. Man benötigt nur wenige Teile aus dem nächsten Heimwerker-Markt, ein bisschen Werkzeug und Geduld.
Die Idee zu diesem Projekt kam mir allmählich und teils noch während der Umsetzung -- Verbesserungen sind sicherlich möglich und ich wäre für entsprechende Vorschläge äußerst dankbar :-)
Die Einkaufsliste für den Baumarkt
Man nehme:
Werkzeug
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Der Kern der Sache
Als erstes bauen wir aus dem 75mm HT-Rohr den inneren Kern der Entwicklungsmaschine. Dazu wird dieses auf 77 cm abgelängt -- am Besten schon im Baumarkt sägen lassen, das erspart Plastikmehl und Sägearbeit. Danach bohrt man mit einem 9mm Holzbohrer mindestens 32 große Löcher gut verteilt in das Rohr, damit sich die Chemie später gut durchmischen kann. Alle Schnittkanten sollten mit dem Cutter gut entgratet werden.
Jetzt sind die Stege dran, die den Abstand der Filmträgerseite zum Rohr gewährleisten. Dazu bohrt man an beiden Rohrenden je 8 Löcher in gleichmässigem Abstand, durch die dann die Wäscheleine gespannt wird. Man startet mit einem festen Knoten, und "durchwebt" das Rohr dann unter kräftigem Zug und schliesst schliesslich mit einem zweiten Knoten ab, der natürlich schön straff sitzen muss.
Um die Präzision zu erhöhen, sollte man die Wäscheleine jetzt mit ein paar 10 cm langen Heißkleber-Spuren am Rohr fixieren. Wichtig: Den Heißkleber nur dünn und nicht an den Enden auftragen (hier brauchen wir später noch ein bischen Luft zum Befestigen des Filmendes). Der Heisskleber darf nicht dick unter der Leine herausquillen, sonst kann es Kratzer geben. Alle Klebefäden gut entfernen.
Jetzt gilt es, einen Film zu opfern. Zweckmäßig ist es, diesen auf eine 15m-Spule zu wickeln, um ihn gut handhaben zu können. Ich habe diese immer auf einem Betrachterarm stecken gehabt, von dem sie schön gerade abwickelte. Das Filmende befestigt man mit einer Schlaufe um die Wäscheleine und einer Tackerklammer.
Nun kommt der Teil, der etwas Geduld und ein gutes Auge erfordert. Der Film wird vom äußersten Rand an mit der Schichtseite nach aussen um den Kern gewickelt, indem man diesen dreht. Die Lagen müssen glatt und sehr straff liegen und vor allem genau einen Millimeter Abstand zueinander haben. Es empfiehlt, sich desöfteren mit einer kleinen Klingeldrahtschlaufe den Abstand zu kontrollieren.
Nach ein paar Umdrehungen gewinnt man ein erstaunlich gutes Auge für "genau einen Millimeter", und die Sache wird leichter. Trotzdem sollte man unbedingt alle zehn Windungen mit dem Lineal kontrollieren (5 Windungen sind exakt 44 mm von Filmkante zu Filmkante) und mit einem schmalen Streifen Tesakrepp fixieren. Bei diesem Arbeitschritt ist kein Pfusch erlaubt! Im Zweifelsfall sollte man etwas Spiel lassen und die Rolle ggf. länger dimensionieren. Nach etwa 64 Windungen sollte der Film gut über das ganze Rohr verteilt sein. Das Ende fixiert man wie den Anfang, allerdings in einer Gummibandschlaufe, um den Film auf Zug zu halten.
Jetzt wird der Klingeldraht dazwischen gewickelt. Den Anfang befestigt man durch ein kleines Loch und eine Lüsterklemme im Inneren des Rohres. Unter kräftigem Zug wird jetzt gut 15m Draht abgerollt (unbedingt abrollen, um Verzwirbelungen zu vermeiden!) und wieder mit einer Lüsterklemme befestigt. Der Draht sollte jetzt ziemlich stabil eine gleichmässige Struktur schaffen und nicht zu leicht verrutschen.
Der Film wird jetzt vom Rohr auf die Spule zurückgewickelt. Jetzt nur noch die Überschiebmuffe auf das dünne Ende schieben und die drei Dichtungsringe als Abstandshalter aufschieben. Damit ist der schwerste Teil geschafft!
Äußerlichkeiten
Jetzt geht es an die Außenhülle, die den Kern mit dem Film aufnehmen wird. Zunächst einmal längt man das 11 cm dicke HT-Rohr ab, es sollte dabei 5 cm länger als der Einsatz, also etwa 82 cm, werden. Auf das dünne Ende schiebt man jetzt die Überschiebmuffe soweit auf, daß sich der Muffenstopfen nur so weit einsetzen lässt daß man ihn noch gut wieder abbekommt. Rausfallen darf er natürlich auch auf keinen Fall - hier hilft nur ausprobieren!
In die beiden großen Muffenstopfen bohrt man nun mittig ein 26mm großes Loch, ggf. mit einer Rundfeile und Cutter ausweiten. Die Gardena-Kupplungen sollten sich gerade eben einschrauben lassen.
An einem Ende der Schlauchkupplung schneidet man nun mit dem Cutter die Laschen ab, die den Schlauch halten sollen. Damit die Kupplung licht- und wasserdicht wird, verschliesst man die kleinen axialen Löcher in der Mitte und füllt den Hohlraum mit Heißkleber auf.
Mit dem Cutter und einer Überwurfmutter als Vorlage schneidet man sich nun zwei Dichtringe aus dem Fahrradschlauch, deren Innendurchmesser sollte etwa 25mm betragen. Optional kann man nun noch (wie auf der Abbildung zu sehen) quer Löcher durch Gewinde und Überwurfmutter bohren, damit weniger Chemie in der Rolle stehen bleibt. Leider sind die Löcher in Muffe und Mutter bei mir nicht deckungsgleich geworden, die paar Milliliter Chemie-Verlust durch "Fußbad" kann ich aber gut verschmerzen. :-)
Jetzt werden die Muffenstopfen und zwei 40 cm Schlauchstücke über die Gardenamuffen und den Dichtring miteinander verschraubt. Die Überwurfmuttern sollte man so fest wie möglich anziehen -- Lichteinfall durch eine gelöste Mutter wäre sehr ärgerlich. Der Dichtring sollte sich aussen (also im Trockenen) befinden.
Spätestens jetzt sollte man alle Teile gründlich reinigen. Insbesondere sollte man die Gummidichtungen in den Steckkupplungen inspizieren -- meine waren sehr dick mit Silikon eingeschmiert, was der Chemie bestimmt nicht gut tun würde.
Abschließend wird die kleine Rolle in die große Rolle gelegt und das ganze verschlossen -- Fertig!
4 Kommentare
Vielen Dank für den Artikel! Dieser Tank aus HT-Rohren ist wirklich eine sehr gute Idee, die gut umzusetzen ist. Ich habe den Tank mit Geduld und Spaß nachgebaut und selbst etwas darüber geschrieben:
http://www.niklas-ruehl.de/blog/super-8-entwicklungstank-im-eigenbau
Gruß
Niklas Rühl
Hallo Peaceman,
Danke für diese sehr gute Anleitung.
Wie sind die ERfahrungen mit Staub auf dem Film?
Was ich bislang auf youtube von Selbstentwicklern gesehen habe, hat offenbar beim Entwickeln eine gute Portion Staub abbekommen. - sieht hier doch geschützter aus. gute ERfahrungen gemacht?
Danke und Grüße,
Volker
Dieser Artikel hat mir wesentliche Anregungen dafür gegeben, wie ich eine eigene Super8-Spule für einen vorhandenen großen Jobo-Tank (System 2800) selber bauen kann.
Vielen Dank!